Geschrieben von: Bahram Isfahani
Spezial: Geostrategic Studies Network
Die iranische politische Arena ist Zeuge einer tiefen Spaltung zwischen den Flügeln des Regimes und innerhalb jedes Flügels, die ihren Höhepunkt nach der Ermordung von Ibrahim Al-Raisi und Pezeshkians Amtsantritt erreichte. Dieser interne Konflikt spiegelt große Herausforderungen im Zusammenhang mit der Legitimität, Außenpolitik und Reformierbarkeit des Regimes wider, die in naher Zukunft zu schweren politischen Krisen führen könnten.
Die Zeitung „Ebtekar“ weist auf „die Fehler der Konservativen hin, die zu ihrer Niederlage geführt haben“. Dies zeigt, dass der konservative Flügel strategische Fehler bei der Einschätzung der politischen Lage des Landes gemacht hat. Die Zeitung Hamdley spricht von der „offenen Wunde der Konservativen“ und deutet damit die Schwäche dieses Flügels nach der Wahlniederlage an. Diese Spaltung könnte zu grundlegenden Veränderungen in der Machtstruktur und Entscheidungsfindung des Landes führen.
Der Anstieg der Beteiligungsquote von 39 % in der ersten Runde auf 49,8 % in der zweiten Runde (Quelle: Zeitung Hum Mihn) deutet auf ein gestiegenes Interesse der Menschen an politischer Beteiligung hin. Die Zeitung Ferhichtkan äußert jedoch Zweifel an der Gültigkeit dieser Zahlen, indem sie die Frage stellt: „Woher kommt der Anstieg der Beteiligung um 10 %?“ Diese Herausforderung der Legitimität könnte tiefgreifende Auswirkungen auf die künftige politische Stabilität des Landes haben.
Die Zeitung Shargh beschreibt Pezeshkian als „einvernehmlichen Präsidenten“, aber die entscheidende Frage ist, ob bestimmte Institutionen wie der Wächterrat und die Revolutionsgarden mit seinen Programmen zusammenarbeiten werden. Die Zeitung Etemad verweist auf diese Herausforderung, indem sie die Frage stellt: „50 historische Tage der nationalen Versöhnung?!“ Dieser Konflikt könnte in Zukunft zu einer ernsthaften politischen Pattsituation führen.
Die Zeitung „Hum Mihin“ spricht von „Bezeshkians Siegesbotschaft an den Westen“. Pezeshkian glaubt, dass „Iran aufgrund seiner Außenpolitik in einen wirtschaftlichen Käfig geraten ist“. Diese Ansicht steht im Widerspruch zu Jalilis Position, die besagt: „Iran kann vorankommen, indem es stärkere Wirtschaftsbeziehungen ohne den Westen aufbaut.“ Diese Meinungsverschiedenheit könnte zu ernsthaften Spannungen in der iranischen Außenpolitik führen.
Die Zeitung „Joan“ spricht von „der Wiedergeburt der Revolution und dem Tod des Reformismus und Konservatismus“. Diese Sichtweise zeigt, dass selbst innerhalb des Regimes einige glauben, dass die Ära der traditionellen Spaltungen vorbei sei. Die Zeitung „Hum Mihn“ hofft mit ihrem Artikel „Reform Again“ auf eine Wiederbelebung der Reformbewegung. Dieser Widerspruch in den Ansichten könnte zu einer politischen Identitätskrise im Iran führen.
Die Zeitung „Etemad“ spricht von „den kommenden Unruhen“, was darauf hindeutet, dass mit Schwierigkeiten für die neue Regierung zu rechnen sei. Die Zeitung „Jahan Sanat“ verweist mit der Schlagzeile „Pezeshkian sollte keine Angst haben“ auf den möglichen Druck auf den neuen Präsidenten. Diese Herausforderungen könnten Pezeshkians Fähigkeit, seine Programme umzusetzen, erheblich einschränken.
Insgesamt zeigen diese Fakten, dass die jüngsten Wahlen die internen Probleme des Regimes nicht gelöst, sondern die bestehenden Spaltungen vertieft haben. Der interne Konflikt des Regimes dreht sich um verschiedene Achsen, darunter die Legitimität des Regimes, die Außenpolitik und die Fähigkeit des Regimes, von innen heraus zu reformieren. Diese Spannungen könnten in naher Zukunft zu schweren politischen Krisen führen und sogar die politische Struktur des Landes vor grundlegende Herausforderungen stellen. Als neuer Präsident steht Pezeshkian vor der schwierigen Aufgabe, die Forderungen des Volkes mit den Restriktionen des Regimes in Einklang zu bringen, während verschiedene politische Fraktionen jeweils versuchen, ihren Standpunkt durchzusetzen.